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Kostenlose Beratung bei organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt

Zusammenfassung

In der Forschungsliteratur sowie unter Fachpersonen fehlt aktuell ein umfassendes Verständnis der Dynamiken bei sexualisierter Gewalt durch mehrere Tatpersonen in der westlichen Welt. Angesichts dieser Lücke im Diskurs haben einige Betroffene sowie helfende Personen den Begriff „rituelle Gewalt“ geprägt, um ihre Erfahrungen zu beschreiben. Ursprünglich bezog sich jener Begriff und sein Diskurs auf ritualisierte Formen der Gewalt durch mehrere Tatpersonen. Mittlerweile thematisiert „rituelle Gewalt“ diverse Formen sexueller Gewalt, die in der Mainstream-Debatte um sexualisierte Gewalt nicht vorkommen.

Kommerzielle Formen sexualisierter Gewalt wurden in den Erfahrungsberichten zu ritueller Gewalt von Betroffenen und Helfenden tendenziell eher wenig thematisiert. Dies deckt sich mit dem allgemeinen Diskurs zu sexueller Ausbeutung und Menschenhandel in der westlichen Welt: Der Westen gilt kolonialhistorisch als „zivilisiert“, sicher und frei von systemischer Menschenrechtsverletzung. Durch die Verortung sexueller Ausbeutung von Kindern bei Kulten und perversen Religiösen schließt sich der Diskurs um rituelle Gewalt einer Verdrängung an: Ritueller sexueller Missbrauch von Kindern wird Minderheiten und Entwicklungsländern zugeschrieben.

Der Menschenhandel mit und die sexuelle Ausbeutung von Kindern werden zunehmend zu globalen Problemen. International ist anerkannt, dass einige Formen sexualisierter Gewalt durch Gruppen von Menschenhändler:innen ritueller Natur sind. Damit haben sich westliche Gesetzgebende und Vollzugsbehörden noch zu befassen. Die Herausforderung für jene, die mit Betroffenen arbeiten, ist es heutzutage, den vorherrschenden Diskurs zu überwinden, die Beweisgrundlage zu erweitern und auf ein fachlich übergreifendes, wissenschaftlich fundiertes Verständnis von Sklaverei, Menschenhandel und rituellen Formen sexualisierter Gewalt im Westen hinzuwirken.