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Kostenlose Beratung bei organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt

Methoden

Die Proband:innen wurden im Jahr 2008 in Form von Schreiben, die über Verteiler von psychosozialen Organisationen verbreitet wurden, auf die Studie aufmerksam gemacht. In diesen Schreiben wurden Personen über 18 Jahren mit Gewalterfahrung in organisierten Strukturen gebeten, an einem Interview teilzunehmen. Organisierte sexuelle Gewalt wurde hier durch „Formen der sexuellen Gewalt, an der mehrere Tatpersonen und mehrere Betroffen beteiligt sind“ definiert. Insgesamt wurden 21 Personen für das Projekt rekrutiert, darunter 16 Frauen und fünf Männer. 16 Teilnehmende beschrieben dabei auch rituelle Gewalt. Diese Personen wurden interviewt; die vorliegende Arbeit basiert auf einer Analyse ihrer Interviewprotokolle.

Das Format des Interviews war halbstrukturiert, d.h. die Interviewenden hatten spezifische Fragen vorbereitet, auf welche die Interviewten jedoch frei antworteten. Das Interview enthielt Fragen zur Lebensgeschichte von der Kindheit bis zur Gegenwart sowie besondere Lebensereignisse (Plummer, 1983). Ein häufiger Einwand in der qualitativen Forschung ist die Frage, ob die Teilnehmenden die Wahrheit sagen. Es ist nicht möglich, die Richtigkeit von berichteten Ereignissen zu testen. Alle Formen der Forschung – qualitativ und quantitativ – können durch natürliche Gedächtnisfehler oder absichtlich falsche Berichterstattung beeinträchtigt werden. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass Personen, die zu Gedächtnisfehlern neigen, sich besonders häufig zur Teilnahme an qualitativen Studien, vor allem zu sexualisierter Gewalt, melden. Bei der Betrachtung der Ergebnisse ist es dennoch wichtig, die Auswirkungen des Vergehens der Zeit und von Traumata auf Erinnerungen an die Gewalterfahrungen zu berücksichtigen. Jedes Interview dieser Studie wies die detaillierten Inhalte, die Lebendigkeit und die emotionale Intensität eines gut erhaltenen Gedächtnisses auf. Ebenso bestätigten die Interviews sich gegenseitig in ihren zugrundeliegenden Themen und durch die Schilderung gemeinsamer Erfahrungen. Das allgemeine Bild, das sich aus den gesammelten Lebensgeschichten ergab, wurde so auch von anderen Forschenden dokumentiert, die rituelle Gewalt, organisierte Gewalt und andere Formen von Gewalt gegen Frauen und Kinder untersuchten.