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Schlussfolgerung

Nach einem Anstieg des Medieninteresses an sexuellem Kindesmissbrauch in den 1980er-Jahren gelang es „false memories“-Fürsprecher:innen, Belege für das weitverbreitete Aufkommen von sexuellem Kindesmissbrauch in Beweise für falsche Anschuldigungen umzudeuten. Aus ideologischer Motivation heraus wurden Anschauungen des liberalen Individualismus und wissenschaftlicher Sachlichkeit eingesetzt, um Erwachsene, die Gewalterfahrungen in ihrer Kindheit offenbarten, und deren Therapeut:innen zu diskreditieren. Die Erzählung der „false memories“ basierte auf den politischen Grundüberzeugungen der 1980er- und 1990er-Jahre. Diese boten Journalist:innen, Akademiker:innen und der Öffentlichkeit eine einfache Möglichkeit zur Erklärung des plötzlichen Anstiegs von Missbrauchsberichten – insbesondere dort, wo die Anschuldigungen dem allgemein Gültigen widersprachen.

Obwohl detailliertes Informieren und Aufklären wichtige und nötige Reaktionen auf die falschen Behauptungen der „false memories“ sind, reicht dies allein nicht aus. Wenn auch nicht in ihrer ursprünglichen Form, so hat sich die „false memories“-Erzählung dennoch bis heute gehalten. Die Entgegnung durch eine ebenso emotionale und aussagekräftige Erzählung steht noch aus. Der psychologische und politische Diskurs um Traumata kann das „Rohmaterial“ für eine solche Gegenerzählung liefern. Die Geschichte der Traumatisierungen wird auf eine Art erzählt, die uns mit unseren Erfahrungen im Zwischenmenschlichen anspricht, indem sie unsere tiefen Bedürfnisse nach Bindung und Anerkennung bestärkt. Das Trauma-Narrativ legt nahe, dass viele individuelle und soziale Probleme durch Vernachlässigung und das Ausnutzen menschlicher Verletzlichkeit entstehen. Hier gilt es aufzuarbeiten und zu schützen.