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Hilfe-Telefon berta 0800 30 50 750
Kostenlose Beratung bei organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt

Methoden

Forscherinnen

Als Forscherinnen wurden Mitarbeiterinnen einer ORG-spezifischen Hilfe-Hotline einbezogen, die selbst Betroffene von ORG sind. Das Forschungsteam bestand aus zwölf Forscherinnen zwischen 22 und 60 Jahren und einem Durchschnittsalter von 30 Jahren. Neun der Forscherinnen berichteten eine Schwerbehinderung aufgrund von psychischen Beeinträchtigungen, die auf die erlebte Gewalt zurückzuführen waren, darunter (komplexe) Posttraumatische Belastungsstörungen (Posttraumatische Belastungsstörung: Psychische Störung, die durch das Erleben eines katastrophalen Ereignisses (Trauma) entsteht und u.a. von sich aufdrängenden Erinnerungen an das Trauma, z.B. im Traum oder durch sogenannte Flashbacks, gekennzeichnet ist) und Dissoziative Identitätsstörungen (Dissoziative Identitätsstörung: Unterbrechung in der ganzheitlichen Funktion der Identität, des Gedächtnisses und des Bewusstseins, welche nicht als einheitlich und zusammengehörig erlebt werden. Verschiedene Persönlichkeitsanteile übernehmen abwechselnd das Denken, Fühlen und Verhalten). Sechs Forscherinnen berichteten von körperlichen Beeinträchtigungen, die auf die erlebte Gewalt zurückzuführen waren, darunter Genitalverstümmelung sowie Darm-, Nieren- und Lungenerkrankungen. Das Forschungsteam wurde von einer Studienleiterin angeleitet, die ebenfalls Betroffene von ORG ist.

Teilnehmende

Die Einladungen zur Studienteilnahme wurden über die besagte Hilfe-Hotline verbreitet. 135 Betroffene konnten erreicht werden, um selbst als Forscher:innen und/oder als Proband:innen an der Studie teilzunehmen. Letztendlich erklärten sich 68 Betroffene bereit, am ersten Part der Studie, der Online-Befragung, teilzunehmen. Davon nahmen 22 auch am zweiten Studienpart, dem Interview, teil. Alle zwölf Forscherinnen nahmen an der Online-Befragung und dem Interview teil.

Studiendesign

Die Kombination aus quantitativen und qualitativen Methoden (In der qualitativen Forschung werden meist weniger Fälle untersucht, die dafür aber ausführlicher beschrieben werden, um Einzelheiten für eine interpretative Auswertung und ein tieferes Verständnis zu erhalten. Es werden vor allem offene Fragen gestellt, um viele individuelle Informationen zu sammeln. Die qualitative Forschung wird von der quantitativen Forschung abgegrenzt, bei welcher eine große Anzahl von Daten zur Auswertung erhoben wird, um eine statistische Aussagekraft zu erzielen. Meist werden Multiple-Choice-Fragen gestellt, ohne weitere individuelle Informationen zu erfragen) in Form der Online-Befragung und des anschließenden Interviews ermöglichte es, die Art der Hilfesuche in Bezug auf Gedanken und Gefühle besonders differenziert zu verstehen. Im Forschungsprozess recherchierten drei Forscherinnen die benötigte Literatur, neun brachten persönliche Erfahrungen ein, vier übernahmen die Datenanalyse, zwei übertrugen die aufgenommenen Interviews in Schriftform und drei waren an der Erstellung und Prüfung eines ersten veröffentlichten Berichts beteiligt.

Online-Befragung

Die anonyme Online-Befragung wurde über einen Zeitraum von sechs Monaten durchgeführt. Die Bearbeitung nahm durchschnittlich 20 Minuten in Anspruch. Es wurde ein Online-Fragebogen zu folgenden Fragestellungen entwickelt:

a)  Wie definieren Sie ORG?
b)  Möchten Sie etwas über Ihre eigenen Erfahrungen bei der Suche nach Hilfe mitteilen?
c)  Was sind positive und negative Erfahrungen bei der Suche nach Hilfe?
d)  Was brauchen Betroffene?
e)  Was würde die Hilfeleistungen verbessern?
f)  Möchten Sie noch etwas mitteilen?

Datenanalyse

Zunächst analysierten vier Forscherinnen allein, dann gemeinsam die Aussagen der Teilnehmenden zu den erfragten Themen. Basierend auf der klinischen Beurteilung der Studienleiterin wurden traumatisierende Details der Antworten vor der Analyse entfernt.