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Kostenlose Beratung bei organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt

Sexuelle Probleme

Auch wenn Betroffene sexualisierter Gewalt im Erwachsenenalter glückliche Beziehungen führen, erleben sie sich im Bereich der Sexualität teilweise als beeinträchtigt. Die Sexualität kann zum Beispiel mit Ängsten einhergehen: Die Betroffenen vermeiden Sexualität und finden darin nur eingeschränkte Befriedigung. Manche beschreiben auch Schwierigkeiten mit dem Lustempfinden, der sexuellen Erregung sowie der Möglichkeit, Orgasmen erleben und genießen zu können (4). Bei der Erklärung dieser Zusammenhänge scheinen Traumafolgestörungen eine zentrale Rolle zu spielen, wobei neben der posttraumatischen Belastungsstörung insbesondere auch dissoziative und depressive Symptome eine hohe Bedeutung haben (5). Sexualität ist für viele Betroffene mit belastenden, erlebensnahen Wiedererinnerungen an das Trauma verknüpft. Verstörende Gefühle, Gedanken, Fantasien und Körperempfindungen, die mit der Gewalterfahrung in Verbindung stehen, vermischen sich mit intimen Situationen im Erwachsenenalter. Zu trennen, was gegenwärtig geschieht und was sich aus der Vergangenheit aufdrängt, kann schwierig sein, sodass es während intimer Situationen und Sex psychisch und körperlich zu starker Anspannung, Dissoziation oder Schmerzen kommt (6).

Fallbeispiel: Frau S. wurde im Grundschulalter über Jahre von ihrem Vater und ihrem Bruder sexuell missbraucht. Wenn sie heute Sex habe, seien ihre Gefühle „wie abgeschnitten“. Außer Ohnmacht und Ekel spüre sie kaum etwas. Ihr Körper sei wie erstarrt und fühle sich taub an. Hinterher könne sie oft nicht sagen, was passiert sei. Am liebsten gehe sie Sexualität aus dem Weg.

Eine integrative psycho- und körpertherapeutische Behandlung von sexuellen Störungen nach sexualisierten Gewalterfahrungen kann betroffenen Personen helfen, entsprechende Traumafolgen zu lindern und eine selbstbestimmte, selbstfürsorgliche und zufriedenstellende Sexualität zu erleben (7,8).

Fallbeispiel: Frau F. berichtete unter Tränen, dass sie mit bald 60 Jahren noch nie einen Orgasmus erlebt habe. Auch nach einer erfolgreichen traumafokussierten Psychotherapie blieb Sexualität für sie stark angst- und schambesetzt. Erst im Rahmen einer Sexualtherapie lernte sie behutsam zu erkunden, was ihr im Bereich der Sexualität gefiel und guttat.

Ein häufig tabuisiertes Thema im Bereich sexueller Probleme sind zwanghafte und riskante sexuelle Verhaltensweisen. Über diese wird selten gesprochen. Zwanghaftes sexuelles Verhalten bedeutet, dass Menschen „suchtartig“ Pornografie und reale Sexualkontakte konsumieren. Das Verhalten nimmt viel Zeit in Anspruch und die Betroffenen können es nur schwer kontrollieren. In den meisten Fällen ist ihre Lebensqualität dadurch beeinträchtigt (9). Riskant oder sogar selbstschädigend kann Sexualität beispielsweise dann sein, wenn Personen sich nicht gut schützen können. Sie nehmen zum Beispiel Drogen beim Sex oder haben Sex mit vielen fremden Personen, ohne Kondome zu benutzen (10). Auch diese Formen sexueller Probleme lassen sich mit professioneller therapeutischer Unterstützung reduzieren.