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Hinweise im Verhalten der betroffenen Kinder und Jugendlichen

Forschungsergebnisse belegen, dass Kinder, die sexualisierte Gewalt erfahren, bei Vertrauen zu ihrem Umfeld Zeichen geben (9). Das Vorkommen bestimmter Verhaltensweisen lässt jedoch nie einen sicheren, eindeutigen Rückschluss auf sexualisierte Gewaltanwendung zu (11). Gleichzeitig sind betroffene Kinder nicht immer auffällig. Sie können im pädagogischen Alltag auch einen unkomplizierten und unbelasteten Eindruck machen. Darüber hinaus kann die sexualisierte Gewalt bei manchen Kindern und Jugendlichen auch zur Entwicklung von Verhaltensweisen führen, die allgemein positiv bewertet werden, zum Beispiel zu einer starken Leistungsorientierung. Die Auffälligkeiten im Verhalten können sich stets verändern, kurzzeitig verschwinden, oder erst verzögert, Wochen und Monate nach dem Erleben, auftreten. Manche Verhaltensweisen können auch auf einen Kontext beschränkt sein, sodass Kinder und Jugendliche zum Beispiel in der Schule auffällig werden, in der Freizeit jedoch nicht.

Altersuntypische sexualisierte Verhaltensweisen können bei Kindern auf sexualisierte Gewalterfahrungen hinweisen (5, 12). Zu diesen Verhaltensweisen zählen unter anderem übermäßige Masturbation, ein starkes Interesse an den Geschlechtsteilen Familienangehöriger und Spiele mit Puppen oder anderen Kindern, in denen Erwachsenensexualität imitiert wird. Insbesondere altersunangemessenes sexuelles Wissen bei Kindern kann ein Hinweis auf sexualisierte Gewalt sein (4). Sexualisierte Verhaltensweisen bei Kindern gehören zum normalen Entwicklungsverlauf, jedoch sind sie bei Betroffenen sexualisierter Gewalt im Vergleich zu gleichaltrigen Kindern ohne sexualisierte Gewalterfahrungen oft wesentlich häufiger zu beobachten (13, 14). Außerdem zeigen betroffene Kinder sexualisierte Verhaltensweisen häufig schon ab einem jüngeren Alter, was ein Hinweis auf einen frühen Beginn sexualisierter Gewaltanwendung sein kann (5, 7).

Weitere Verhaltensweisen, die Hinweise auf sexualisierte Gewaltanwendung in der Kindheit darstellen können, hängen mit dem Konsum von Alkohol, Tabak oder weiteren Substanzmitteln in der frühen Jugend zusammen. Hinter diesem Verhalten wird der Versuch vermutet, dem Trauma zu entkommen und sich unangenehmen Empfindungen ferner zu fühlen (6, 15). Beispielsweise ließ sich bei betroffenen Jugendlichen ein höherer Alkoholkonsum feststellen (6).

Im Verhalten von Kindern und Jugendlichen infolge sexualisierter Gewalt ließen sich darüber hinaus Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen feststellen (4). Studien zeigen, dass Jungen eher zu externalisierendem [Anm.: nach außen gewandtem] Verhalten tendieren, zum Beispiel werden sie häufiger straffällig oder neigen zu Aggression, Gewalt oder Alkoholkonsum (4,7). Mädchen tendieren infolge sexualisierter Gewalt dahingegen eher dazu internalisierende [Anm.: nach innen gewandte] Symptome zu entwickeln, zum Beispiel depressive Symptome oder Essstörungen (4).