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Innensystem bei dissoziativen Identitätsstrukturen (DIS)

Menschen mit einer DIS haben verschiedene Persönlichkeitsanteile, die unabhängig voneinander denken, fühlen und handeln können. In der Regel findet der therapeutische Kontakt zunächst mit der sogenannten „Alltagspersönlichkeit“ oder „vorderen Persönlichkeit“ statt. Bei Patient:innen mit einer DIS kann im Verlauf der Therapie daran gearbeitet werden, weitere Persönlichkeitsanteile wahrzunehmen und mit ihren Eigenschaften, Fähigkeiten und Funktionen im gemeinsamen Leben im selben Körper zu erfassen. Der therapeutische Kontakt wird in der Regel von weiteren Persönlichkeitsanteilen beobachtet und, teilweise unbemerkt für Therapeut:innen, mitgestaltet. Diese Anteile können verschiedene Funktionen ausfüllen. Sowohl die folgenden Bezeichnungen als auch die dargestellten Funktionen sind als Vereinfachungen zu verstehen, um häufig hoch komplexe und individuelle Strukturen heruntergebrochen darstellen zu können. „Primärpersönlichkeiten“ können zum Beispiel für ein Funktionieren des Systems im Alltag sorgen, „Kind-Persönlichkeiten“ die traumatischen Erinnerungen bewahren und „Beschützer:innenpersönlichkeiten“ Switches beziehungsweise Wechsel der Persönlichkeitsanteile oder dissoziative Zustände initiieren (3). Insbesondere bei hoch komplexen dissoziativen Identitätsstrukturen mit sehr vielen Persönlichkeitsanteilen ist diese Unterteilung mitunter unzureichend. Welche Bezeichnungen stimmig sind, welche Rolle und welche Aufgaben einzelne Persönlichkeitsanteile oder innere Gruppen haben, sollte stets gemeinsam im Rahmen der Therapie erarbeitet werden, sofern es dem Wunsch der Patient:innen entspricht und den Therapiezielen dient. Für einen gelingenden Ausstieg aus Tatpersonengruppen ist mittel- bis langfristig insbesondere der Aufbau einer inneren Vernetzung der unterschiedlichen Persönlichkeitsanteile wichtig. Dazu gehört zum Beispiel eine möglicherweise gemeinsame Entscheidung für einen Ausstieg und eine in Krisensituationen funktionierende innere Kommunikation, sodass möglichst viele Persönlichkeitsanteile „an einem Strang ziehen“ können. Wünschenswert wäre zudem, dass sich schrittweise immer mehr Persönlichkeitsanteile am Therapieprozess beteiligen. Generell ist es in angespannten Situationen wichtig, sich als Therapeut:in nicht nur auf die ängstlichen Persönlichkeitsanteile zu fokussieren, sondern das ganze System im Blick zu behalten und bei weiteren Persönlichkeitsanteilen nach Ressourcen, Ideen und Unterstützung zu fragen.