Skip to main content
Hilfe-Telefon berta 0800 30 50 750
Kostenlose Beratung bei organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt

Das Risiko einer Sekundärtraumatisierung

Ein wichtiger Aspekt im Kontext von Ressourcenaktivierung bei helfenden Personen ist die Sekundärtraumatisierung. Diese entsteht „ohne direkte sensorische Eindrücke des Ausgangstraumas und mit zeitlicher Distanz zum Ausgangstrauma“ im zwischenmenschlichen Kontakt (7). Anders gesagt: Menschen können sekundärtraumatisiert werden, ohne die traumatische Situation selbst erlebt zu haben. Es reicht, dass Betroffene von der Gewalt berichten. Bei einer Sekundärtraumatisierung kommt es zu einer Übertragung von posttraumatischen Stresssymptomen. Dazu gehören zum Beispiel Grübeln, visuelles Wiedererleben, Hoffnungslosigkeit und Entsetzen (8). Etwa ein Fünftel aller befragten psychosozialen Fachkräfte, die Menschen mit organisierten sexualisierten Gewalterfahrungen begleitet haben, berichteten in einer Studie über solche Symptombelastungen (4). Ob Traumatherapeut:innen eine Sekundärtraumatisierung entwickeln, scheint davon abzuhängen, wie sie auf ihre eigene akute emotionale Belastung (unbewusst) reagieren, während Betroffene ihre traumatischen Erfahrungen schildern. Viele Therapeut:innen unterdrücken währenddessen unwillkürlich ihre emotionalen und physiologischen Reaktionen. Sie geben zum Beispiel an, sich in diesen Momenten emotional taub zu fühlen, so „wie auf Autopilot“ zu handeln oder den eigenen Körper kaum wahrzunehmen (in der Fachsprache „Dissoziation“ genannt). Wenn das so ist, haben sie ein erhöhtes Risiko, eine Sekundärtraumatisierung zu entwickeln. Zudem berichten viele Therapeut:innen von Schlafstörungen, Alpträumen, erhöhter Reizbarkeit und Wachsamkeit, Konzentrationsschwierigkeiten sowie dem Gefühl konstanter Bedrohung (4,7).