Skip to main content
Hilfe-Telefon berta 0800 30 50 750
Kostenlose Beratung bei organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt

Prävention von Sekundärtraumatisierung

Eine Sekundärtraumatisierung der helfenden Fachpersonen kann im Unterstützungsprozess entstehen. Was können sie tun, um sich davor zu schützen und weiterhin hilfreich für die Betroffenen zu sein? Es wird vermutet, dass kognitive Empathie („Ich sehe deinen Schmerz, aber ich übernehme ihn nicht.“) im Gegensatz zu emotionaler Empathie („Ich fühle, was du fühlst.“) ein wichtiger Ansatzpunkt ist und zu weniger Belastungen der Helfenden führt. Darüber hinaus ist es für die helfenden Fachpersonen genauso wichtig wie für die betroffenen Personen, den Fokus auf die eigenen Ressourcen zu legen. Es ist anzunehmen, dass eine ressourcenorientierte Unterstützung die (Ausstiegs-)Begleitung erleichtert, Heilungsprozesse fördert und darüber hinaus auch das Risiko einer Sekundärtraumatisierung reduziert. Förderlich für die Prävention von Sekundärtraumatisierungen ist auch, wenn helfende Fachpersonen ein gut funktionierendes Netzwerk sozialer und professioneller Unterstützung haben. Es trägt unter anderem dazu bei, die Sinnhaftigkeit der eigenen Arbeit präsent zu halten. Die aktuelle Forschung bestätigt, was viele psychosoziale Hilfskräfte aus eigener Erfahrung bereits kennen: (Trauma-) Therapeut:innen, die ein unterstützendes und stabiles Netzwerk durch Freunde/familiäres Umfeld und kollegialen Zusammenhalt erleben, berichten im Rahmen einer Sekundärtraumatisierung von geringeren Belastungssymptomen (9). Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Wenn Helfende wiederum anderen Fachkräften (im Rahmen des gebotenen Datenschutzes) von traumatischen Erlebnissen aus dem Kontext organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt berichten, kann das einen Dominoeffekt auslösen. Die Belastung wird von einer Person zur nächsten weitergetragen. Dadurch wächst das Risiko für sekundärtraumatische Symptome und damit wiederum auch der Wunsch, das Leid mit anderen zu teilen. Um den positiven Effekt von Vernetzung zu bewahren, empfiehlt sich deshalb ein intensiver Austausch über die Fakten, ohne unnötig viele Details zu beschreiben, die bei den Zuhörenden innere Bilder entstehen lassen. Ohne die nötige Fachkompetenz, sachliche Aufklärungsarbeit, professionelle Unterstützung oder Supervision kann ein solcher Dominoeffekt schnell zu Überforderung führen und das Hilfesystem insgesamt schwächen.