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Kostenlose Beratung bei organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt

Haltung gegenüber betroffenen Personen

Journalist:innen arbeiten in diesem Kontext häufig mit Informant:innen, die selbst von organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt betroffen sind. Einige Hinweise zur Haltung ihnen gegenüber können die journalistische Arbeit deutlich erleichtern. Wichtig ist zum Beispiel, dass journalistische Personen die Informant:innen fragen, was diese für eine gute Kooperation brauchen. So kann es betroffenen Personen helfen, wenn Journalist:innen sich so weit wie möglich auf die von ihnen vorgeschlagenen Treffpunkte und Begleitpersonen einlassen. Journalist:innen sollten wissen und sich darauf vorbereiten, dass ein starkes Misstrauen gegenüber Menschen eine häufige Traumafolgestörung darstellt. Es ist für beide Seiten eine Herausforderung, dass Journalist:innen im Sinne ihrer Profession keine Verbündeten sein können. Es ist ihre Aufgabe, Fakten zu prüfen, skeptisch zu bleiben, die Gegenseite (unter Umständen sogar die potenziellen Tatpersonen) zu befragen und nach Indizien und Details zu suchen, die einen Bericht belegen oder erschüttern. Das ist für viele Betroffene oft schwer aushaltbar. Vor diesem Hintergrund sollten Journalist:innen vor Beginn der gemeinsamen Arbeit klären, welche Erwartungen die betroffenen Personen haben. Danach sollten sie selbst aufzeigen, was sie leisten können und nichts versprechen, was sie nicht halten können. Wichtig ist vor allem die Transparenz. Dazu gehört auch, dass Journalist:innen den betroffenen Personen sofort mitteilen, wenn sich Bedingungen ändern. Wichtig ist zudem eine klare und direkte Kommunikation. Nicht zuletzt geht es bei der Haltungsfrage darum, die Informant:innen in besonderem Maße zu schützen und deren Anonymität zu wahren.

Eine Zusammenarbeit mit der Presse ist für Menschen, die organisierte sexualisierte und rituelle Gewalt erlebt haben, potenziell lebensbedrohlich. Eine Journalistin, die sich seit vielen Jahren im Themenfeld organisierte sexualisierter und rituelle Gewalt engagiert, schlägt interessierten Fachkolleg:innen folgende Haltung vor:

Bevor wir eine Panik, mit der uns dieses Thema womöglich konfrontiert, übernehmen, können wir auch anders darauf schauen: Die Menschen haben es bis zu dieser Begegnung ohne uns geschafft. Was wir als Journalist:innen einbringen können, ist Realismus, Faktentreue, Klarheit, Verlässlichkeit und das Signal: ‚Ich sehe Dich und schaue mir Deine Geschichte an, berichte wahrscheinlich sogar darüber und finde angemessene Worte bzw. Bilder dafür.‘ Das ist schon sehr viel.

Zitat von Claudia Fischer aus einem auf ihrer Website veröffentlichten Artikel (2)