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Kostenlose Beratung bei organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt

Die Rolle digitaler Medien

Kommerzielle sexuelle Ausbeutung wird in sehr vielen Fällen über das Internet organisiert und findet jederzeit und überall statt. Die zunehmende Digitalisierung hat den Zugang zu potenziellen Gefahrenorten verändert und die Handlungsspielräume von Tatpersonen im Kontext sexueller Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen erweitert. Beispielsweise können Tatpersonen gezielt den Kontakt zu Mädchen und Jungen über das Internet suchen, um sie zu beeinflussen und sexualisierte Gewalt anzubahnen. Dieses Phänomen nennt sich „Cyber-Grooming“. Tatpersonen können dabei als Einzelpersonen handeln oder in organisierten Gewaltstrukturen vernetzt sein, die ihre potenziellen „Opfer“ im Internet suchen, um zum Beispiel Missbrauchsabbildungen zu erstellen und zu verbreiten. Durch Cyber-Grooming gewinnen sie das Vertrauen der Kinder und Jugendlichen, manipulieren ihre Wahrnehmung und bringen sie durch Erpressung in Abhängigkeitspositionen (7). Ziel ist, die betroffenen Kinder und Jugendlichen digital oder bei persönlichen Treffen sexuell zu missbrauchen. Cyber-Grooming findet häufig in sozialen Netzwerken oder in Chat-Funktionen von Online-Spielen statt (7). Besonders häufig betroffen sind Kinder und Jugendliche mit einem geringen Selbstwertgefühl oder mit emotionalen Problemen. Diese lassen sich oft leichter auf eine Kommunikation mit fremden Personen über das Internet ein.

Im Jahr 2019 meldeten Technologieunternehmen das digitale Aufkommen von über 45 Millionen Darstellungen sexualisierter Gewalt an Kindern (8). Die Internet Watch Foundation berichtete 2020 in ihrem Report von einer enormen Zunahme sogenannter selbstgenerierter Missbrauchsdarstellungen. Das bedeutet, dass Kinder und Jugendliche selbst oder unter digitaler Anleitung der Tatpersonen in Livestreams, d.h. in Echtzeitübertragung, das Material erstellten (9). Diese Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit, die digitale Komponente nicht nur bei der Vernetzung von Tatpersonen, sondern auch bei der Verbreitung von Darstellungen sexualisierter Gewalt mitzudenken. Dies ist besonders wichtig für psychosoziale Fachpersonen, die betroffene Personen unterstützen. Zudem kann das Mitdenken digitaler Medien im Kontext von sexualisierter Gewalt dazu führen, Missbrauchsfälle zu erkennen und Tatpersonen früher zu identifizieren.