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Kostenlose Beratung bei organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt

Behandlung von (Komplexen) Posttraumatischen Belastungsstörungen

Um das Trauma zu bewältigen, müssen Betroffene verstehen können, warum die beschriebenen Symptome auftreten und dass sie veränderbar sind. Traumabewältigung bedeutet, die wegdissoziierten Fragmente wie in einem Puzzle zusammenzubringen, sie zeitlich einzuordnen und in einen Kontext zu stellen, um sie nach heutigen, realistischen Maßstäben zu bewerten. So lassen sich die Trauma-Erinnerungen mit dem Alltagsbewusstsein verbinden und werden zu einer Erfahrung, an die man sich erinnern kann, ohne überwältigt zu werden (12). Für die KPTBS gibt es Behandlungsmethoden, die in wissenschaftlichen Studien Wirksamkeit gezeigt haben (13). Hierunter fallen zum Beispiel die kognitive Verarbeitungstherapie (14), EMDR (15) oder die Narrative Expositionstherapie (16). Es gibt Studien, die nahelegen, dass auch Betroffene von Menschenhandel und Zwangsprostitution von diesen manualisierten Behandlungsmethoden – das heißt Behandlungsmethoden, in denen die Einzelschritte in einem Handbuch festgehalten sind – profitieren (17,18).  Für die Wirksamkeit bei Betroffenen von ritueller Gewalt gibt es bislang noch keine wissenschaftlichen Belege. Eine aktuelle Befragung hat ergeben, dass Psychotherapeut:innen mit Erfahrung bei der Behandlung der Folgen organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt in Deutschland manualisierte Therapien als weniger wirksam erachten und seltener anwenden. Stattdessen scheinen Stabilisierungsübungen, Imaginationsübungen und – sofern die betroffene Person eine dissoziative Identitätsstruktur hat – die Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen im Fokus zu stehen (19).

Die Wirksamkeit der unterschiedlichen Therapieansätze und Therapiemethoden bei Betroffenen aus organisierten sexualisierten und rituellen Gewaltstrukturen ist bisher kaum erforscht. In der Praxis zeigt sich immer wieder, dass hier die besonders frühen, massiven und überdauernden Traumatisierungen von zentraler Bedeutung für den therapeutischen Prozess sind und entsprechende Berücksichtigung und Aufmerksamkeit erfahren müssen. Die Anwendung einzelner therapeutischer Methoden sollte stets in den individuellen psychotherapeutischen Prozess sowie eine psychotherapeutische Arbeit auf der Beziehungsebene eingebettet sein und gemeinsam vereinbarte Therapieziele verfolgen.