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Kostenlose Beratung bei organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt

Äußerer Ausstieg: Der Weg hinaus aus den Gewaltstrukturen

Menschen, die sich aus organisierten sexualisierten und rituellen Strukturen lösen wollen, haben sowohl einen „äußeren“ als auch einen „inneren“ Ausstieg zu bewältigen (5). Zum äußeren Ausstieg zählen der Kontaktabbruch zur Tatpersonengruppe sowie verschiedene Schutzmaßnahmen zur Sicherheit der Betroffenen. Dazu können beispielsweise Namensänderungen, Umzüge und Schutzbriefe gehören (5).

Haben die Betroffenen weiterhin Kontakt zur Tatpersonengruppe, kann das den Ausstiegs- und Heilungsprozess verhindern (6). Die Praxiserfahrung zeigt, dass Kontakt zu den Tatpersonen auf verschiedenen Wegen zustande kommen kann. Betroffene berichten, dass Tatpersonengruppen aktiv den Kontakt halten oder sie verfolgen und bedrohen würden – auch am Alltagsbewusstsein der Betroffenen vorbei. Genauso könne es vorkommen, dass gruppenloyale Persönlichkeitsanteile von Betroffenen mit dissoziativer Identitätsstruktur immer wieder selbst Kontakt zur Tatpersonengruppe herstellten. Die Beweggründe dieser Persönlichkeitsanteile zu verstehen und gemeinsam einen Weg zu finden, stellen wichtige Schritte im Ausstiegsprozess dar. Je mehr Persönlichkeitsanteile den äußeren Ausstiegsprozess befürworten und auf unterschiedliche Weise unterstützen, desto größer sind die Chancen, dass dieser gelingt (7).

Wie Betroffene den äußeren Ausstieg im Detail bewerkstelligen, ist höchst individuell und hinge nach Angaben von Helfenden sowohl von der Struktur, der Macht und den Bestrebungen der Tatpersonengruppe ab als auch von der betroffenen Person selbst und ihrer inneren Systemstruktur. Manche Betroffene würden sich dafür entscheiden, alles aufzugeben, sich möglichst von der alltäglichen Welt abzuschotten und über eine Zeit hinweg in gänzliche Abhängigkeit von anderen zu begeben.

„Die Betroffene ist darauf angewiesen, dass andere Menschen ihr helfen, ihren Alltag abzusichern, sie auf Wegen begleiten, mit ihr einkaufen gehen und Zeit mit ihr verbringen.“

Zitat einer Betroffenen: Melina, in: Fliß & Igney, 2010 (4)

Andere Betroffene zögen es vor, weiterhin aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, trotz der möglicherweise damit verbundenen Gefahren. Sie gingen beispielsweise einer Ausbildung oder einem Studium nach, während sie im Innensystem an einem Bündnis für den Ausstieg arbeiten und den äußeren Ausstieg nach und nach vollziehen würden.

Um einen äußeren Ausstieg erfolgreich zu bewältigen, gibt es keinen pauschal zu empfehlenden Weg. Wichtig ist in jedem Fall, stets die vielfältigen, bereits vorhandenen Ressourcen dafür zu nutzen und weiter auszubauen (8).