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Kostenlose Beratung bei organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt

Ausstiegsbegleitung

Um den Ausstieg aus organisierten sexualisierten und rituellen Gewaltstrukturen anzugehen, ist Begleitung hilfreich. Effektive Unterstützung erfahren Betroffene sowohl durch helfende Personen aus ihrem nahen Umfeld wie zum Beispiel Freund:innen und Partner:innen als auch durch informierte Fachpersonen wie Ärzt:innen, Psychotherapeut:innen, Berater:innen oder Rechtsanwält:innen. Die Art, der Umfang und die Dauer der erforderlichen Ausstiegsbegleitung sind individuell und abhängig von den jeweiligen Bedürfnissen der Aussteigenden (5). Eine begleitende und unterstützende Psychotherapie ist für den äußeren und inneren Ausstieg und auch darüber hinaus in der Regel hilfreich und notwendig.

„Um bei einem Ausstieg überhaupt eine Chance auf Erfolg zu haben, ist für das betroffene System eine begleitende Psychotherapie unbedingt nötig, um zum einen die extrem belastende Lebensgeschichte zu verarbeiten und noch unbekannte Personen im System ausfindig zu machen und orientieren zu können […].“

Zitat einer Betroffenen: Melina, in: Fliß & Igney, 2010 (4)

Im Rahmen eines Ausstiegs sollten Helfende insbesondere auf selbstverletzende und suizidale Verhaltensweisen bei Betroffenen achten. Sie müssen damit rechnen, dass Tatpersonen versuchen könnten, die Kontrolle über die betroffene Person aufrechtzuerhalten oder zurückzuerlangen und suizidales Verhalten zu provozieren (10).

Der Ausstiegsprozess ist häufig ein jahrelanger und für viele Betroffene ein phasenweise lebensbedrohlicher Prozess. Zusätzliche Belastungen entstehen durch unzureichende Versorgungsstrukturen.

„Leider gibt es bis heute eigentlich kein brauchbares Netzwerk, was geeignete Hilfe für einen Ausstieg aus so einem Kult bietet! […] Psychotherapie ist harte Arbeit und oftmals die einzige Möglichkeit für Betroffene, wenigstens eine Verbesserung ihrer Lebensqualität und Leidenssituation zu erlangen. Gerade für komplex traumatisierte Betroffene ist die von den Krankenkassen übernommene Stundenzahl fast lächerlich gering.“

Zitat einer betroffenen Person aus der Analyse von Anhörungen und Berichten im Kontext der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs (1)

Hinzu kommen gesellschaftliche Hürden, beispielsweise durch eine zu geringe Aufklärung innerhalb der Gesellschaft und starkes Misstrauen gegenüber den Betroffenen und deren Erzählungen. Infolgedessen fühlen sich Betroffene häufig ausgeschlossen und haben den Eindruck, nicht integrierbar zu sein.  

„Wir wollen da ja auch raus. Aber uns wird es so schwer gemacht, auch da rauszukommen. Nicht nur durch die Sekte, sondern auch durch die Gesellschaft.“

Zitat einer betroffenen Person aus der Analyse von Anhörungen und Berichten im Kontext der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs (1)