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Innerer Ausstieg: Der Weg in ein selbstbestimmtes Leben

Der äußere und innere Ausstieg folgen nicht zeitlich oder chronologisch aufeinander, sondern bedingen sich gegenseitig und sind miteinander verzahnt. In anderen Worten: Der innere Ausstieg setzt nicht voraus, dass der äußere Ausstieg komplett bewältigt worden ist. Meist laufen die Prozesse zeitlich parallel.

Zum inneren Ausstieg gehören verschiedene Maßnahmen, welche die Betroffenen psychisch stabilisieren. Es kann darum gehen, dissoziative Barrieren der Betroffenen zu verringern, einen Umgang mit den Symptomen von Traumafolgestörungen zu erlernen sowie sich von (Pseudo-)Ideologien loszulösen und neu zu orientieren (5). Selbst wenn der äußere Ausstieg zunächst gelingt, stellt der innere Ausstieg weiterhin eine große Herausforderung für viele Betroffene dar, die häufig berichten, seit frühester Kindheit an die Tatpersonen und/oder die Ideologie der Tatpersonengruppe gebunden zu sein (5). Würden die erlernten Werte- und Normensysteme wegfallen, könne dies zu einer spirituellen und sozialen Leere und auch zu einer Überforderung in der „normalen“ Welt führen (9).

„Wir sind da ja quasi aufgewachsen über Jahre, und das war die Normalität. Das war einfach ganz normal. Und dann irgendwann zu kapieren, dass es nicht normal ist, das war echt ein Weg. Also das klingt verrückt, aber das war tatsächlich ein Weg zu verstehen, dass es nicht die Normalität ist, dass es die Ausnahme ist, sozusagen.“

Zitat einer betroffenen Person aus der Analyse von Anhörungen und Berichten im Kontext der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs (1)

Die oftmals entstehende Leere aufgrund des inneren Ausstieges kann von Betroffenen bedrohlich erlebt werden oder den äußeren wie inneren Ausstieg verhindern. Neben der Arbeit am Ausstieg kann es daher hilfreich sein, wenn sich die Betroffenen regelmäßig den bereits vorhandenen Ressourcen, der Gestaltung des gegenwärtigen Lebens sowie ihren Lebensträumen und ihrer Lebensplanung zuwenden. Die Hoffnung auf ein eigenes, lebenswertes Leben, eine empfundene Sinnhaftigkeit in der eigenen Existenz und das Vertrauen in die eigenen Stärken sind für viele Betroffene ausgesprochen wichtig. So können sie dem Wunsch nach Kontakt zur Tatpersonengruppe und dem Gefühl der Leere entgegenwirken, das möglicherweise durch den Wegfall der bisherigen Werte- und Normensysteme sowie der vielen bisher vertrauten Personen entstanden ist.